Wie können sich potenzielle Azubis bei ihrer Bewerbung bestmöglich präsentieren? Wie wichtig sind gute Noten in der Schule? Und ist die Frage nach dem Du im Bewerbungsgespräch ein No Go?

Foto: BSS Bohnenberg GmbH

Im Interview geben Axel vom Stein und Sascha Leyer von der Firma BSS Bohnenberg GmbH
aus Solingen angehenden Azubis wertvolle Tipps für ihre Bewerbung und erklären, welche Fehler sie unbedingt vermeiden sollten.

Womit kann ein potenzieller Azubi in seinem
Bewerbungsschreiben punkten?

Serienbewerbungen sind bei uns nicht gerne gesehen. Eine individuelle Bewerbung, bei der die Persönlichkeit des Bewerbers erkennbar wird, macht daher definitiv einen besseren Eindruck.
Axel vom Stein
Geschäftsführerin vom Modehaus Johann
Ehrlichkeit ist uns sehr wichtig. Wenn bei einem persönlichen Gespräch herauskommt, dass bestimmte Angaben auf dem Bewerbungsschreiben nicht stimmen, können wir damit nicht viel anfangen. Punkten können Azubis aber auch, indem sie zum Beispiel ihre Hobbys angeben. Das ist mir immer wichtig, um mir eine Vorstellung davon zu machen, wie jemand sein könnte und ob die Interessen vielleicht zu den Interessen der anderen Azubi passen.
Sascha Leyer
Geschäftsführerin vom Modehaus Johann

Wie wichtig ist eine gute Vorbereitung?

Wer sich vorher mit dem Unternehmen beschäftigt hat, zeigt, dass er oder sie auch wirklich Interesse daran hat, bei uns zu arbeiten. Das kann von Vorteil sein.
Sascha Leyer
Geschäftsführerin vom Modehaus Johann

Welche Fehler sollten angehende Azubis bei ihren Bewerbungsschreiben möglichst vermeiden?

Offensichtliche Fehler zum Beispiel. Wenn bei einem Anschreiben beispielsweise ein anderes Unternehmen oder ein ganz anderer Ansprechpartner genannt wird, kommt das nicht gut an. Das zeugt nicht gerade von der Arbeitssorgfalt der Bewerber. Sascha Leyer: Bei dem ganzen Bewerbungsvorgang fällt es mir immer wieder negativ auf, wenn sich ein Bewerber lange Zeit nicht zurückmeldet. Wenn ich zum Beispiel einem Schüler schreibe und einen Termin mit ihm vereinbaren möchte, dann aber erst nach einer oder zwei Wochen eine Antwort erhalte, frage ich mich schon: Will der die Ausbildung überhaupt haben?
Axel vom Stein
Geschäftsführerin vom Modehaus Johann

Fallen Ihnen dazu weitere Punkte ein?

Wenn jemand eine Telefonnummer angibt und sich dann aber nicht vernünftig am Telefon melden kann, macht das keinen guten Eindruck. Ein vernünftiges Hallo und das Nennen des Namens sollten da eigentlich normal sein.
Axel vom Stein
Geschäftsführerin vom Modehaus Johann

Wie kann man sich als angehender Azubi bei einem Vorstellungsgespräch besonders gut präsentieren?

Bei uns gibt es kein klassisches Bewerbungsgespräch, bei uns gibt es ein Kennenlernen-Gespräch. Das ist idealerweise eben kein einseitiges Abfragen, sondern ein Gespräch. Die Bewerber sollen gerne von sich erzählen und ruhig auch Gegenfragen stellen. Damit zeigen sie ihr Interesse.
Axel vom Stein
Geschäftsführerin vom Modehaus Johann
Ansonsten ist Pünktlichkeit ein wichtiges Thema. Zehn bis fünfzehn Minuten vor der vereinbarten Zeit sollten die Bewerber da sein. Das Auftreten ist auch ein wichtiger Punkt. Ein gepflegtes Äußeres, ein schlichter Pulli, mehr braucht es aber nicht unbedingt.
Sascha Leyer
Geschäftsführerin vom Modehaus Johann

Wie wichtig sind gute Noten in der Schule?

Die Noten werden in die Auszubildendenfindung mit einbezogen und als Teil des Ganzen gesehen. Der gesamte technische Teil wird aber bei uns gelernt. Im Zweifel ist es daher wichtiger, dass die Bewerber offen und technikbegeistert sind, als dass sie Bestnoten in der Schule hatten. Jeder hat zum Beispiel ein Fach, indem er oder sie nicht so gut war. Wer das offen im Bewerbungsgespräch anspricht und erklärt, warum die Noten an der ein oder anderen Stelle nicht so gut waren, kann damit auch punkten.
Axel vom Stein
Geschäftsführerin vom Modehaus Johann

Welche Fehler sollten angehende Azubis bei ihren Vorstellungsgesprächen auf jeden Fall vermeiden?

Nach dem Du zu fragen. Das gehört sich nicht. Auch wenn wir uns bemühen eine lockere Atmosphäre zu schaffen, geht das einfach zu weit.
Sascha Leyer
Geschäftsführerin vom Modehaus Johann

Haben Sie noch weitere Tipps?

Nervosität ist vor einem Bewerbungsgespräch normal. Das ist kein Problem und darauf sind wir eingestellt. Vor allem, wenn es sich um sehr junge Bewerber handelt. Trotzdem rate ich immer dazu, möglichst locker, offen und ehrlich zu sein.
Sascha Leyer
Geschäftsführerin vom Modehaus Johann

Wie geht es bei Ihnen nach einem ersten Kennenlerngespräch weiter?

Nach einem ersten Gespräch geben wir den potenziellen Kandidaten immer die Möglichkeit, für einen Tag bis zu zwei Wochen, bei uns reinzuschnuppern. Und im Anschluss daran führe ich noch ein abschließendes Gespräch mit dem Kandidaten oder der Kandidatin. Dann wird gemeinsam entschieden, wie es zukünftig weitergehen kann. Schließlich bilden wir nicht des Ausbildens wegen aus, sondern speziell für BSS. Wir wollen unsere Azubis im besten Fall langfristig an uns binden. Deshalb sind die Übernahmechancen bei uns auch sehr hoch.
Axel vom Stein
Geschäftsführerin vom Modehaus Johann

Zu den Personen:
Axel vom Stein ist der Leiter des Bereichs Datentechnik bei BSS.
Der 50-Jährige lebt in Solingen.
Sascha Leyer ist Ausbildungsleiter bei BSS und zudem für die
Datenbankadministration des Unternehmens zuständig.
Der 36-jährige Solinger hat 2015 selbst seine Ausbildung unter
der Leitung von Axel vom Stein bei BSS abgeschlossen.

Zum Unternehmen:
Die BSS Bohnenberg GmbH gehört zu den weltweit wenigen Unternehmen, die als Generalunternehmer Komplettlösungen
in der Intralogistik planen und realisieren – von automatischen Logistikanlagen über Hochregallager bis hin zu Sortiersystemen und Kommissionierlösungen für Industrie
und Handel.
Seit der Gründung im Jahr 1991 vertrauen namhafte Unternehmen wie Zwilling, Kaufland und Rossmann auf BSS. Das
Leistungsspektrum umfasst den Neubau, die Erweiterung und die Modernisierung von Intralogistik-Anlagen und -Systemen.
Am Hauptsitz in Solingen-Ohligs beschäftigt BSS rund 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter aktuell 13 angehende
Fachinformatikerinnen und Fachinformatiker in allen drei Ausbildungsjahrgängen.

interviewt und verfasst von Lena Oberlies/ Volontärin

Kategorien: Ratgeber/Tipps